Mickey 17

Einen Coup landete Tricia Tuttle bei ihrer ersten Berlinale, als sie sich die Weltpremiere des neuen Films von Bong Joon-ho für das Berlinale-Eröffnungswochenende angeln konnte. Mit seinem pechschwarzen Humor und seinen actionreichen Satiren war der südkoreanische Regisseur lange ein Geheimtipp, „Snowpiercer“ mit Tilda Swinton lief 2013 noch im Forum der Berlinale. Doch „Parasite“, der 2019 die Goldene Palme in Cannes und ein Jahr später vier Oscars abräumte, katapultierte Bong in die erste Reihe der spannendsten Filmemacher.

Eine gallige Dystopie ist auch sein neuer Film „Mickey 17“, der sechs Jahre nach dem großen Hit herauskam. Das Drehbuch ist trotz einiger Längen solide, der Humor noch schwärzer als von Bong gewohnt, allerdings auch blutiger und grobschlächtiger. Kettensägen werden angeworfen, Gliedmaßen abgesäbelt und durch die Gegend geschleudert.

Interessant machen den Film vor allem drei Zutaten: zuerst ist hier Hauptdarsteller Robert Pattinson zu nennen, der als Titelfigur Mickey Barnes von Katastrophe zu Katastrophe stolpert. Er muss vor einem sadististischen Kredithai fliehen und landet bei einer Weltraummission auf dem eisig-unwirtlichen Planeten Nifelheim. Vertraglich hat er sich verpflichtet, als sogenanner Expendable die Drecksarbeit bei der Kolonisierung zu machen und viele Tode zu sterben. Nach jedem Tod wird ein Replikant im Labor neu ausgedruckt, so dass die Mission weitergeht. Als die Handlung einsetzt, sind wir gerade bei Version von Mickey.

Der zweite interessante Punkt ist der größenwahnsinnige Politiker und Unternehmer Hieronymous Marshall. Vor zwei bis drei Jahren hätte man vermutlich noch gesagt: diese exzentrische Figur ist doch einfach nur drüber. Aber in unserer Gegenwart tauchen erstaunlich viele Ähnlichkeiten mit Donald Trump und Elon Musk auf. Mark Ruffalo verkörpert diesen Chef der Weltraum-Mission, an seiner Seite Toni Collette als kaum weniger abstoßende Gattin.

Vor allem machen „Mickey 17“ aber die Alien-Wesen Creepers sehenswert. Die Liebe zum Detail, mit der diese Wesen gestaltet sind, und der rasante Showdown, in dem die Herde ein Baby retten will, machen den Film zum Unterhaltungskino-Vermögen. Über weite Strecken der ersten Hälfte hängt „Mickey 17“ etwas durch, eine bornierte Sitz-Nachbarin nervte mit häufigem Handy-Scrollen und Nachrichten schreiben. Doch Bong beweist seine Meisterschaft, indem er es schafft, auch aus diesem Stoff nach zähem Beginn wieder einen sehenswerten Film zu machen, der unterschiedliche Zielgruppen von Action-Fans bis Arthouse-Freunden anspricht.

In die deutschen Kinos kommt „Mickey 17“ am 6. März 2025.

Bild: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

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