Blue Moon

Ein bewährtes Berlinale-Gespann sind Regisseur Richard Linklater und Schauspieler Ethan Hawke: 1995 und 2014 durfte sich Linklater über einen Silbernen Bären für die beste Regie freuen. Im einen Fall für „Before Sunrise“, den Auftakt einer Liebes-Trilogie mit Hawke und Julie Delpy, im anderen für das sensible Coming of-Age-Drama „Boyhood“, in dem Hawke die Vaterrolle spielte.

2025 sind beide zurück im Wettbewerb mit einem tragikomischen Biopic über den Musical-Autor Lorenz Hart, verkörpert von Ethan Hawke, der diesmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist. Wir erleben Hart an einem schicksalhaften Abend, an dem er sich eingestehen muss, dass es mit ihm und seiner Karriere steil bergab geht. Er sitzt an einer New Yorker Bar und kippt sich ein Glas nach dem anderen hinter die Binde. Auch sein Redefluss ist kaum zu stoppen.

Er wartet auf das Ende der Premiere von „Oklahoma!“: erstmals arbeitete sein langjähriger Partner Richard Rogers (Andrew Scott) nicht mehr mit ihm, sondern Oscar Hammerstein zusammen. Zu seinen Glanzzeiten schrieb das Broadway-Duo-Hits wie den titelgebenden Song „Blue Moon“ oder „My Funny Valentine“. Bei dem Aufeinandertreffen an der Bar macht Rogers sehr deutlich, dass er Hart nur noch eine Chance geben wird, wenn er sein Alkohol-Problem in den Griff bekommt, stellt ihm aber zur Bewährung eine Überarbeitung eines früheren Musicals in Aussicht.

Eine Abfuhr bekommt Hart auch von der attraktiven jungen Blondine Elizabeth Weiland (Margaret Qualley), die ihm klarmacht, dass sie keinerlei Interesse an seinen erotischen Avancen hat, ihn nur als Mentor und fürs Karrierenetworking interessant fand.

Die Klammer des Films bildet der Tod von Hart, der nur fünf Tage nach der Premiere im November 1943 an einer Lungenentzündung starb: in der ersten Einstellung sehen wir ihn im Regen zusammenbrechen, bevor die Rückblende in der Bar einsetzt, im Abspann wird der Kontext eingeordnet.

Das 100 Minuten kurze „Blue Moon“ ist ein manchmal etwas zu sehr unter dem Redefluss der Hauptfigur leidendes, klassisches, ein bisschen altmodisch anmutendes Hollywood-Drama. Überraschend kam bei der gestrigen Preisverleihung der Silberne Bär an Andrew Scott für die Beste Nebenrolle als Richard Rogers. Wesentlich frischer als „Blue Moon“ wirkte Linklaters letzter großer Festival-Film: „Hit Man“ (deutscher Verleihtitel: „A Killer Romance“) aus dem Venedig-Wettbewerb 2023.

Bild: Sabrina Lantos/Sony Pictures Classics

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