Selbst für Volksbühnen-Verhältnisse handelt es sich bei „Method“, der zweiten Inszenierung des ungarischen Duos Kata Wéber (Text) und Kornél Mundruczó (Regie) am Rosa Luxemburg-Platz um einen denkwürdig-durchgeknallten Abend.
Recht harmlos schippert die erste Hälfte der knapp zweieinhalbstündigen Stückentwicklung durch vertraute Gewässer: Maximilian Brauer gibt die Karikatur eines überforderten Film-Regisseurs, Martin Wuttke den exzentrischen Star Marvin der SciFi-Weltraum-Produktion und Zarah Kofler (P14-Spielerin, die in ihrer dritten Produktion auf der großen Bühne dabei ist) das TikTok-Sternchen, das vom Star ausgebootet wird.
Wuttke darf einige seiner markanten Ausrast- und Wutanfälle mimen und schwärzt die junge Kollegin beim Produzenten (Volksbühnen-Urgestein Sir Henry in einer für ihn seltenen Sprechrolle) und beim Schauspiel-Coach (Benny Claessens) an, bis letzterer entnervt nach Ersatz sucht und eine auf dem Abstellgleis gelandete Schauspielerin Maja (Johanna Wokalek) an Bord holt, die zuletzt nur in einer Schweizer TV-Produktion als „Isabelle Huppert für Arme“ mitspielen durfte und sich mit Yoga-Übungen die Langeweile vertreibt.
Die große Überraschung des Abends ist, wie nahtlos sich Wokalek in das immer groteskere Geschehen einfügt. Das Theaterpublikum kennt Wokalek nämlich als Weggefährtin von Andrea Breth, deren psychologisch genaue, sehr ernsthafte Klassiker-Inszenierungen das glatte Gegenteil dieser schrillen B-Movie-Farce sind.
Wuttke legt den Kosmonauten-Anzug ab und schlüpft in ein Werwolf-Kostüm. Von nun an nimmt der Abend immer abstrusere Wendungen voller Gemetzel und Kannibalismus. Die Storyline sei mittels Improvisationen entwickelt worden, verrät der Programmzettel. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich die beiden Volksbühnen-Stars Claessens und Wuttke bei den Proben die Bälle zuspielten und dann schließlich beim schrägen Rotkäppchen- und der Wolf-Finale landeten. Nach diesem letzten Duett gehört die Bühne Wuttke ganz allein für ein irres Werwolf-Tänzchen.
Ein Rätsel bleibt nach diesem leider ebenso quälend verqualmten wie hemmungslos durchgeknallten Abend: Wo blieb Valery Tscheplanowa, die im Nachtkritik/DeutschlandRadio-Podcast ihre Mitwirkung an diesem Projekt ankündigte und auch noch in der ersten Besetzungs-Ankündigung stand?
Bilder: Luna Zscharnt