Einen Hollywood-Kammerspiel-Thriller alter Schule lieferte Edward Berger Ende vergangenen Jahres mit „Konklave“: Inspiriert von dem tagelangen Geschacher hinter verschlossenen Türen um die Nachfolge von „Wir sind Papst“-Benedikt XVI. schrieb der britische Bestseller-Autor Robert Harris 2016 einen Roman über die Machtkämpfe zwischen Reformern und Reaktionären anhand fiktiver Figuren.
Der deutsche Export-Schlager Berger, der seit den Oscars für die Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ in Hollywood weit oben mitspielt, verfilmte das Intriganten-Drama über die Schlangengrube Vatikan. Mit seinem Star-Ensemble um Ralph Fiennes, Stanley Tucci und Isabella Rosselini erzählt er vom Tuscheln in Nischen, vom Bündnisse schmieden und vor allem von der Suche nach Beweisen, die einen Sieg der Gegenseite verhindern könnten.
Mit der Kamera von Stéphane Fontaine und der Musik von Volker Bertelmann gelingt ein zweistündiges Kammerspiel, das Spannung bietet und handwerklich makellos umgesetzt ist. Nach der Premiere beim Telluride Festival im Spätsommer 2024 und dem deutschen Kinostart am 21. November 2024 ging Bergers „Konklave“ mit sechs Nominierungen, darunter für das bestes Drama, die beste Regie und Fiennes als bester Hauptdarsteller in der Rolle von Kardinal Lawrence, als einer der Favoriten in die Golden Globes-Verleihung. Am vergangenen Sonntag gab es dann doch „nur“ einen Golden Globe, allerdings in der zentralen Kategorie für das beste Drehbuch. Der britische Dramatiker Peter Straughan, der schon 2012 für seine John le Carré-Adaption „Dame, König, As, Spion“ mit einem Oscar prämiert wurde, erhielt den Preis für seine überzeugende Bearbeitung der Roman-Vorlage seines Landsmanns Robert Harris. Eine gut vertretbare Entscheidung, wenngleich die letzte Volte dieses Papstwahl-Krimis zu plakativ und aufgesetzt wirkt.
Gegen „Konklave“ ist wenig einzuwenden, lediglich, dass er ein Publikum anzieht, das man nicht im selben Saal haben möchte. Die Popcorn-mampfende, immer wieder laut quatschende Familie, die nach Ermahnungen auch noch ausfallen wurde, ist jetzt schon ein Tiefpunkt des Kinojahres, der hoffentlich nicht unterboten wird.
Heimkino-Start des Films ist der 7. März 2025.
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